Donnerstag, 21. April 2016

"Was die Seele mag stärken ...."

Abb.: Joseph von Eichendorff,
nach einem Stahlstich von E. Eichens, 1842
(Wiki)
In einem Gedicht wie "Klage" von Joseph von Eichendorf (1788-1857) aus dem Jahr 1809 mag manches enthalten sein von dem, was einem auch noch in heutiger Zeit das Herz schwer - aber vielleicht auch hoffen - macht.

Die Zeile, in der von jenem die Rede ist, "was die Seele mag stärken", mag auch als eine Art Leitwort dieses Blogs gelten (Quelle).
Klage
O könnt ich mich niederlegen
Weit in den tiefsten Wald,
Zu Häupten den guten Degen,
Der noch von den Vätern alt,
Und dürft von allem nichts spüren
In dieser dummen Zeit,
Was sie da unten hantieren,
Von Gott verlassen, zerstreut;
Von fürstlichen Taten und Werken,
Von alter Ehre und Pracht,
Und was die Seele mag stärken,
Verträumend die lange Nacht!
Denn eine Zeit wird kommen,
Da macht der Herr ein End,
Da wird den Falschen genommen
Ihr unechtes Regiment.
Denn wie die Erze vom Hammer,
So wird das lockre Geschlecht
Gehaun sein von Not und Jammer
Zu festem Eisen recht.
Da wird Aurora tagen
Hoch über den Wald hinauf,
Da gibts was zu singen und schlagen,
Da wacht, ihr Getreuen, auf.