tag:blogger.com,1999:blog-3047129220709417716.post28599633452966282..comments2024-03-09T10:35:34.713+01:00Comments on Die Deutsche Volkshochschule: Die zu erstrebende Wiedergewinnung einer indogermanischen GottauffassungIngo Badinghttp://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.comBlogger1125tag:blogger.com,1999:blog-3047129220709417716.post-48074053998942493132017-06-23T21:51:24.406+02:002017-06-23T21:51:24.406+02:00Hölderlins Spätwerk ist von der Sorge bestimmt, vo...Hölderlins Spätwerk ist von der Sorge bestimmt, von der Sorge, daß wenn die Philosophie der Zukunft, die er erhoffte, einmal da sein würde, die Menschen nicht mehr seelisch stark genug sein würden für sie, nicht stark genug, um ihr gegenüber stand zu halten, um sich ihr gegenüber überhaupt zu öffnen, die seelische Kraft zu besitzen, sich einzubekennen: "Ja, das ist sie. Es ist schon längst da, das, was erhofft wurde und was zu erhoffen war."<br /><br />Diese Sorge, gegen die er mit seinem Dichten, mit seinen "Nachtgesängen" und mit all seiner gedichteten Verheißung anging - wobei er seelische Kräfte bis auf den letzten Rest ausschöpfte, bis er wirklich ab 1805/07 nicht mehr konnte - diese Sorge war doch offenbar sehr berechtigt und sehr weit vorausschauend und -sorgend. Das sehen wir natürlich heute besser als jemals.<br /><br />Im Homburger Folienheft (https://de.wikipedia.org/wiki/Homburger_Folioheft) sind ein großer Teil der großen, späten Dichtungen Hölderlins versammelt. Und es gibt Vermutungen, Hinweise, daß die Abfolge der Dichtungen in diesem Folienheft von Hölderlin so oder ähnlich auch beabsichtigt war. In diesem Folienheft steht als erste große Dichtung in sauberer Handschrift "Heimkunft". Und in diesem Gedicht spielt die Sorge eine große Rolle. Hier einige wesentliche Auszüge aus ihr, die, das muss man sich klar machen, große Geschichts- und Kulturphilosophie enthalten:<br /><br />"Vieles bat ich, zulieb dem Vaterlande, damit nicht<br />Ungebeten uns plötzlich befiele der Geist;<br />Vieles für euch auch, die im Vaterlande besorgt sind ....<br /><br />... Vieles hab ich gehört vom großen Vater und habe<br />Lange geschwiegen von ihm, welcher die wandernde Zeit<br />Droben in Höhen erfrischt und waltet über Gebirgen,<br />Der gewähret uns bald himmlische Gaben und ruft<br />Hellern Gesang und schickt viele gute Geister ...<br /><br />... Unschickliches liebet ein Gott nicht,<br />Ihn zu fassen, ist fast unsere Freude zu klein.<br />...<br /><br />... Aber ein Saitenspiel leiht jeder Stunde die Töne,<br />Und erfreuet vielleicht Himmlische, welche sich nahn.<br />Das bereitet und so ist auch beinahe die Sorge<br />Schon befriediget, die unter das Freudige kam.<br />Sorgen, wie diese, muß, gern oder nicht, in der Seele<br />Tragen ein Sänger und oft, aber die anderen nicht."<br /><br />Seine Sorge ist also, dass unsere Freude, wenn es so weit wäre, zu klein wäre. Die Dichter also, sagt Hölderlin, tragen die Sorge, dass der Gott, wenn er denn endlich erscheint (nach langer Nacht), nicht "unschicklich" begrüßt werde, sondern mit einer tiefen und umfassenden Freude. Diese Sorge mag die Grundstimmung ausmachen eines großen Teils der Dichtungen des Homburger Folienheftes überhaupt, bzw. des Spätwerkes von Hölderlin.Ingo Badinghttps://www.blogger.com/profile/03090794366290908769noreply@blogger.com