Ein Autor der Zeitschrift "Die Deutsche Volkshochschule" ist im November 1993 einmal von einem Kreis von Menschen, die sich auf das 30. Lebensjahr zubewegten, gebeten worden, zu Orientierungsfragen im Leben etwas zu sagen, auch ein Gruppengespräch darüber zu "moderieren". Einer Mitschrift, die von Seiten eines Zuhörers dabei verfaßt worden ist, ist von diesem die vielleicht etwas sperrige Überschrift gegeben worden: "Was zu tun ist am wichtigsten?"
Abb. 1: Karl Biese - Herbstmorgen im Tannenwald, 1915 |
Diese Mitschrift soll hier als Blogartikel eingestellt sein. Da sich die darin enthaltenen Gedanken im Grunde aus sich selbst heraus verstehen, wird auf eine ausführlichere Erläuterung an dieser Stelle verzichtet. Es wurden fünf Lebensaufgaben als bedeutend heraus gestellt:
- Gestaltung von Ehe und Familie
- Selbstteilnahme und bewußte Einbettung in unsere Kultur
- Einbindung in das Volksschicksal
- Philosophische Sinngebung
- Eigenes Schaffen
1. Gestaltung von Ehe und Familie
Unter 1. ist in der Mitschrift notiert:
Definitionssicherung durch die Familie.Und dieser Satz erläutert sich durch die weiteren:
Eine heile Ehe kann ein Aufwachsen der Kinder zu seelisch gesunden Menschen ermöglichen.
Sowie:
Formung des Kindes durch sein Hineinwachsen in seine Sprache und Kultur.Und:
Dabei Beschränkung der Ansprüche, so daß ein Verdiener die Familie ernähren kann.
2. Selbstteilnahme und bewußte Einbettung in unsere Kultur
Als nächste Aufgabe ist gennannt „Selbstteilnahme und bewußte Einbettung in unsere Kultur“:
Inseln der deutschen Kultur schaffen,heißt es da. Und:
Das eigene Tun regt die Kinder zum Nachdenken an.Sowie:
Was die Schule verschüttet oder abtötet, selbständig erwerben.Es mag doch der Eindruck entstehen, daß hier jeweils mit wenigen Worten viel gesagt ist.
3. Selbsteinbindung in das Volksschicksal
Als dritte Aufgabe wird genannt: „Bewußte Selbsteinbindung und -verpflichtung (hinsichtlich) der Übernahme des Volksschicksals“. Dies würde geschehen, so ist festgehalten,
durch Teilnahme an der Geschichte - im Guten wie im Tragischen.
Wie kann das geschehen?:
Tiefe und prägende Erlebnissekönnten hilfreich sein
im Hinblick auf die Weitergabe an die Kinder.Mit Bezug zur Gegenwart des Jahres 1993, also nach dem Umbruch von 1989/90 ist in der Mitschrift außerdem festgehalten:
Günstige Zeit, da die Geschichtsfälschungen im Moment wie von selbst zerfallen, nur offensichtlich interessiert es niemanden.
4. Philosophische Sinngebung
Als vierter Bereich von Lebensgestaltung wurde benannt die „philosophischen Sinngebung“:
sehr wichtig, aber auch schwierigDenn:
a) nicht jeder ist Philosoph oder hat Neigung zum Philosophieren, d. h. zur Annahme philosophischer Erkenntnisse
b) Wann ist eine philosophische Sinngebung lebendig und fruchtbar? Dogma ist tot. Dogma aufzunehmen, ist wie Leichen essen, man geht am Leichengift ein.Aber wie kann denn nun ein solches "Leichen-Essen" vermieden werden?:
- Fehler der Selbstüberhebung vermeiden
- das Vorhandene halten, soweit es vertrauenswürdig ist, eventuell erweitern. In anderen Lebensbereichen (Wissenschaft) muß das Vorhandene übernommen werden, aber nicht als Dogma
- möglichst viel Selbstprüfung (unter dem Vorbehalt der Bestätigung)
Zum Beispiel Versuch der „Deutschen Volkshochschule“, diesen Weg zu erleichtern durch Aufbereitung der philosophischen Aussagen und den Vergleich mit heutigen Fakten und modernen Erkenntnissen der Wissenschaft.
5. Eigenes Schaffen
Im 5. Punkt ist vom "eigenen Schaffen" die Rede:
Eigenes Schaffen höchste und vielleicht wichtigste Stufe.
Erläuterung:
Wir sind nur dann gültig und überzeugend, wenn wir alles, unser Sein als Volk und Kultur und alle Erkenntnisse lebendig neu aus unserer Zeit heraus und in unserer Zeit stehend gestalten.
Daraus ergibt sich als Schlußfolgerung für das Handeln:
Selbst aktiv werden und handeln, kreativ sein:
- Komponieren
- Malen, Zeichnen
- Schreiben von Erzählungen und Märchen, Gedichten
- klare Deutung der Geschichte: gute, kurze und vollständige Zusammenfassungen
- deutsche Naturwissenschaft weiter führen
Was für Worte. Und abschließend:
Wer schreiben kann, muß
schreiben, wer komponieren kann, muß komponieren ...
Gut ist ja erkennbar, daß in diesen Worten nur die Kurzfassung eines Vortrages enthalten ist. Aber so viel Inhalt in so wenig Worten ....
/ Stark um ursprünglich eingefügte
Erläuterungen gekürzt: 28.3.2020 /