.... bedarf es viele, um Kraft zu finden, sich dem Göttlichen annähern zu können
Um sich in heutigen Zeiten dem Göttlichen zu nähern, bedarf es einer ganzen Batterie von guten Einflüssen. Ein guter Einfluß einmal hier oder einmal dort reicht nicht. Es kann der guten Einflüsse gar nicht genügende geben.
Um sich in heutigen Zeiten dem Göttlichen zu nähern, bedarf es einer ganzen Batterie von guten Einflüssen. Ein guter Einfluß einmal hier oder einmal dort reicht nicht. Es kann der guten Einflüsse gar nicht genügende geben.
Es können Einflüsse aus der Kunst sein, es können solche aus der Philosophie sein, es können solche aus der Wissenschaft sein. Alle sie werden aber im Zweifel nicht hinreichen nicht. Es können Einflüsse aus der Zeitgeschichts-Forschung sein. Aber auch sie werden im Zweifel nicht hinreichen. Es kann ein Frühling sein, die herrliche Natur kann sich vor einem entblättern. Es kann sein, daß der Fluch der Städte nicht gespürt werden darf. Es kann sein, daß der Kindheit Raum gelassen wird, der Kindheit der Menschheit, der Kindheit im eigenen, individuellen Leben, im Leben der eigenen Kinder. Es kann sein, daß Seen einen umgeben, Flüsse, Weiden, Bäume aller Art, Vogelgesang aller Art. Es kann so vieler guter Einflüsse bedürfen. Es könnte des blauen Himmels, dräuender Wolken, der Regengüsse bedürfen. Und auch das mag im Zweifel noch nicht hinreichen.
Es könnte der Erinnerung bedürfen. Der Erinnerung an fröhliche, große oder erhebende Gedanken und Erlebnisse, seien es solche aus dem eigenen Leben, seien es solche aus dem Leben der Bedeutenden unserer Kultur. Es könnte der Bedarf vorhanden sein, davon über und über zu sammeln und anzuhäufen. Es könnte sein, daß keine Faser Leben darf davon nicht durchtränkt sein möchte.
Und es könnte all das da sein - und noch so vieles mehr - und man würde der Liebe nicht bedürfen, der alles umspannenden, wessen würde man dann überhaupt bedürfen? Es mag alles da sein - ohne Liebe bleibt alles schal, schmal, trocken und leer.
Es ist das ein Unverstand unter heutigen Menschen, selbst noch unter den wohlgesinnteren. Daß ihnen nicht - oder selten - klar ist, welch einer Fülle guter Einflüsse es bedarf, um echt, gottnah, lebendig zu sein. Das machen sich die wenigsten klar, die Seltensten.
Es bedarf nicht nur dieses Einflusses, jenes Einflusses. Nein, die ganze Kaskade, die ganze Batterie der Kultur muß man auf sich einprasseln lassen, man muß sie aushalten, um auch nur einigermaßen anständig zu werden.
Es bedarf nicht nur dieses Einflusses, jenes Einflusses. Nein, die ganze Kaskade, die ganze Batterie der Kultur muß man auf sich einprasseln lassen, man muß sie aushalten, um auch nur einigermaßen anständig zu werden.
Auch möchten sie nicht - oder selten - den Königsweg der Leiden gehen, nein, nein, den möchten sie nicht gehen. Sie glauben, sie wären dazu da, nur - oder doch zumindest vornehmlich - Glück zu erleben. Haben sie niemals König Lear gesehen, von Shakespeare? Haben sie niemals den König Ödipus von Sophokles gelesen (übersetzt von Hölderlin)? Haben sie keine Ahnung davon, was ein Mensch alles fähig ist auszuhalten, was das Schicksal fähig ist, Menschen anzutun?
Der Asket, der Leidende, derjenige, der entbehrt um eines höheren Gutes willen - er darf ihnen nicht zu nahe kommen. Sie fühlen sich nicht wohl in seiner Nähe. Er will mehr als man verlangt. Wie kann er nur!
Der guten Einflüsse kann man sich nur unterwerfen, sie wirken sich gar nur als gute Einflüsse überhaupt erst aus, auch dann erst, wenn sie hagelweise kommen, wenn Bereitschaft da ist, Aufnahmebereitschaft. Die Seele muß ein Wollen zu ihnen verspüren, die Seele muß ein Wollen wachsen lassen. Es muß sie überfallen wie eine tiefe, lang entbehrte Sehnsucht. Sie muß sich bitter kränken, reiben an so viel Schalheit, Leerheit im Leben, im eigenen, im Leben der anderen und an den bitteren, betrunkenen, kranken, schalen Einflüssen, den schlechten, die von dem Leben der anderen, von ihrer Leerheit ausgeht, von dieser "Sanftheit des Fleisches", das sich nie, nichts und niemals etwas zuleide tun möchte, das das Göttliche nicht verspürt.
Oder, noch schlimmer: das das Göttliche in all dem okkulten, esoterischen Quark sucht, von dem das Angebot - so ungeheuer bezeichnenderweise - in heutigen Zeiten so vielseitig und vielfältig angewachsen ist. Es wird schon nötig sein, daß es ein solches Angebot gibt, sehr nötig. Die Menschen könnten sich sonst "allein" gelassen fühlen, einsam, nackt, unbekleidet. Aber so ein bisschen Esoterik hier, ein bisschen Gedanken-Schnuck dort, läßt sie sich warm angezogen fühlen. Und mehr bedürfen sie ja meist nicht.
/ überarbeitet: 4.9.20 /
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen