Erich und Mathilde Ludendorff über die Arbeitsethik der heidnisch-germanischen Vorfahren
Ein Aufsatz, der im Jahr 2000 über den
Kirchenvater Augustinus, sein Wirken und seine Zeit erschienen ist
(1), fand sowohl Anerkennung wie - bezogen auf einzelne Teile
desselben - Widerspruch (2). Über die
„zumindest im
Winter auf Bärenfellen faulenzenden Germanen“,
denen die mittelalterliche und die neuzeitlich-protestantische
Arbeitsethik gegenübergestellt worden war, wurde in einem Leserbrief geäußert: „Gegen
diese Darstellung unserer Vorfahren haben wir uns doch nun oft genug
wehren müssen.“ (2) Demgegenüber soll im folgenden dargestellt werden, daß auch in der Abwehr von unberechtigten Beschönigungen von Volkseigenarten unserer Vorfahren und gegebenenfalls unseres heutigen Volkes nicht nachgelassen werden darf. Und es soll dargestellt werden, daß in dieser Abwehr auch solche Autoren wie etwa Erich und Mathilde Ludendorff nicht nachgelassen haben. In diesem Sinne wird im ersten Teil der folgenden Ausführungen dargestellt, daß Mathilde Ludendorff sehr betont die Zuverlässigkeit eines römischen Geschichtsschreibers wie Tacitus herausgestellt hat. Im zweiten Teil wird dann dargestellt, welche Schlußfolgerungen Erich Ludendorff daraus zog, daß eben die Berichte des Tacitus als zuverlässig zu gelten haben.
Vertreibung aus dem Paradies - Fluch der Arbeit (Michelangelo, Sixtinische Kapelle) |
Im Herbst 1954 war das 1949/50 über Mathilde
Ludendorff verhängte Schreibverbot aufgehoben worden. Im Jahr 1955
beschäftigte sich Mathilde Ludendorff in ihrem Aufsatz „Aus dem
Orient kam das Licht“ (3) mit den Forschungen des Pastors Jürgen
Spanuth (1907-1998) (Wiki) zur „Atlantisfrage“. Hierbei behandelte sie auch die
Zuverlässigkeit der Berichte antiker Schriftsteller. Sie versuchte
zu einer Einschätzung der Zuverlässigkeit des „Atlantisberichtes“
zu gelangen. Der „Atlantisbericht“ ist enthalten in einer Schrift
des griechischen Philosophen Platon. Mathilde Ludendorff vergleicht
die in dieser Schrift genau angegebene lange Überlieferungsgeschichte
dieses „Atlantisberichtes“ mit der Überlieferungsgeschichte
jener Berichte, die Tacitus in seiner „Germania“ über die
Germanen seiner eigenen Zeit gibt.
Über
den Weg der Überlieferung dieses „Atlantisberichtes“, der - nach Platon - von ägyptischen Priestern über den griechischen
Gesetzgeber Solon und den Gesprächspartner des Philosophen Sokrates,
Kritias, an einen eben solchen Gesprächspartner des Sokrates, nämlich
Platon gelangt sei, schreibt Mathilde Ludendorff: „Statt
des unmittelbaren Berichtes, den Tacitus über die Germanen gab,
liegt hier ein für die Exaktheit an sich gefährlich langer Weg
vor.“ (3, S. 1022)
Die „Germania“ des Tacitus
Hier
sei ganz von den in diesem Satz angesprochenen Problemen der
Atlantisforschung abgesehen. Mit diesem Satz hat Mathilde Ludendorff
nämlich auch sonst etwas sehr Wesentliches ausgesagt: Sie hat die
ungeheuer große Zuverlässigkeit der Berichte des Tacitus
festgestellt und betont.
Eine
solche Zuverlässigkeit der Berichte des Tacitus möchten auch
solange viele Menschen gerne anerkennen, solange diese Berichte
möglichst viel Positives über die Germanen enthalten. Dies ist ja
nun auch durchaus in sehr umfangreichem Maße der Fall. Enthalten sie
aber - was nun einmal mitunter in dem kleinen Büchlein „Germania“
auch geschieht - aus heutiger Sicht Negatives, so möchte man ihnen
sofort keine Zuverlässigkeit mehr unterstellen. Ein solches Vorgehen
wäre doch recht arge Widersprüchlichkeit.
Übrigens
wird diese Widersprüchlichkeit aus der umgekehrten Position heraus
auf genau die gleiche Weise getätigt: Wie oft ist von seiten der
Althistoriker die Zuverlässigkeit der Berichte des Tacitus
infrage gestellt
worden, weil sich
hierdurch so leicht seine Schilderungen über den sittlichen
Hochstand der Germanen entwerten
lassen würden! (Und
wie wichtig mag das in früheren oder heutigen Zeiten so manchem
Historiker gegenüber derartigen - vielleicht auch für die eigene
Lebenshaltung unbequemen - Schilderungen sein.) Die Schilderungen des
Tacitus seien nur ein „Idealbild“ gewesen, das Tacitus der
verdorbenen römischen Gesellschaft als Spiegel habe vorhalten
wollen. Mit der Wirklichkeit hätten sie nichts zu tun gehabt. Usw.
usf.. Da fragt man sich aber ganz unwillkürlich: Warum hat er dann
auch so abträgliche Dinge über die Germanen in seine Berichte
hinein gesetzt? Etwa aus der noch schlechteren Motivierung heraus,
hierdurch seinem Lesepublikum die Berichte glaubwürdiger zu machen?
Man würde sich auf solchen Wegen in Widersprüche über Widersprüche
verstricken.
Alle,
die die Zuverlässigkeit des Tacitus - aus der einen oder anderen
Richtung und aus zumeist recht vordergründigen und durchsichtigen
Motiven heraus - an jeweils nur ihnen selbst wichtigen Stellen
infrage stellen möchten, geraten in unlösbare Widersprüche, wenn
sie dann erklären müssen, warum Tacitus an anderer Stellen wieder
so arg zuverlässig sein soll. Dies mündet doch recht bald in einer
endlosen und fruchtlosen Debatte. Wer bereit ist, in Tacitus einen in
selbstverständlichster sittlicher, römischer Tradition stehenden
Historiker zu sehen, der seine Wahrheitsliebe gerade nicht durch
derartige, ihm unterstellte flache Motivierungen hat herabziehen
lassen, der kann für sich keinerlei Gewinn aus derartigen Debatten
ziehen.
„So weiß jeder, der sie kennt, daß hier nicht geschwatzt und geschwindelt wurde!“
Es
wird hier letztlich doch ein ganz anderer Ansatz zu verfolgen sein.
Die römische Kultur hat in ihren höchsten Vertretern - und
Tacitus gehörte zu ihnen - eine kühle, begeisternde Sachlichkeit,
unbestechliche Wahrheitsliebe vertreten, die von keinem nachlebenden
Historiker auch je ernstlich hat erschüttert werden können. Aber
selbst für sehr kleine und feine Details der Schilderungen des
Tacitus, die sich ja tatsächlich reichlich finden und ebenfalls
einen Anhaltspunkt hinsichtlich seiner Zuverlässigkeit geben, finden
die Archäologen Belege im archäologischen Material. Dies gilt
neuerdings sowohl hinsichtlich der Schilderungen des Tacitus (und
anderer römischer Historiker) über die Varusschlacht (4), wie
hinsichtlich einer Fülle von in der „Germania“ genannten Details
(5).
Es
muß ja hier auch einmal festgestellt werden, daß zum Beispiel für
Historiker des Faches Völkerkunde die „Germania“ des Tacitus
völlig unbezweifelt als eine der vollkommensten und gültigsten
Darstellungen innerhalb der langen Geschichte dieses Faches gilt. Als
solche hat sie über die Jahrhunderte hin immer wieder auf die
Menschen gewirkt und ihre begeisterten Nachahmer gefunden (etwa, um
nur ein Beispiel zu nennen: Friedrich Ludwig Jahn). Und sie ist doch
wohl dennoch niemals wieder in ihrer einzigartigen römischen
Knappheit, mit der so viel Wesentliches treffend charakterisiert
wurde, erreicht worden.
Eine
Erklärung hierfür läßt sich wohl - widerspruchslos - nur in zwei
Dingen suchen: Zum einen in dem von Tacitus dargestellten Gegenstand,
nämlich den freien germanischen Stämmen in ihrem kulturell
geschlossenen, einheitlichen, konturenreichen Sein. Und zum zweiten
im Berichterstatter über dieses Sein: einer ebenso in sich
geschlossenen, einheitlichen Persönlichkeit, einem kulturell
hochstehenden und konturenreichen Vertreter der großen
antik-römischen Kultur.
Für
Tacitus gilt das gleiche, was Mathilde Ludendorff für den
griechischen Gesetzgeber Solon ausspricht: „Für
seine Wahrhaftigkeit bürgt seine ganze Lebensleistung.“ Es
gilt für ihn genau das gleiche, was sie über Platon sagt: „Dessen
Ernst und Wahrheitwille sind uns auch gut verbürgt.“ Und
es gilt für ihn, was sie über Sokrates aussagt: „Und
was endlich die Dialoge des Sokrates betrifft, so weiß jeder, der
sie kennt, daß hier nicht geschwatzt und geschwindelt wurde, sondern
mit ernstem Willen die Wahrheit gesucht wurde.“ (3,
S. 1022) Jedes all dieser Worte läßt sich sicherlich ohne
Einschränkung auf die Lebensleistung des Publius Cornelius Tacitus
angewenden.
In
dem folgenden Zitat aus einer neueren Untersuchung (6) wird eine Stelle
aus der „Germania“ des Tacitus zitiert, die in dem zur Erörterung stehenden Aufsatz (1) noch nicht angeführt worden war, da die Bedeutung
derselben noch übersehen worden war. Zudem werden hier die Bemerkungen
des Tacitus noch durch eine ähnliche Bemerkung von Caesar ergänzt.
Es wird also hier aus der „Germania“ des Tacitus (26. Abschnitt)
angeführt:
„Die
Germanen freuen sich, wenn sie viel Vieh haben, und das ist ihr
einziger und der ihnen willkommenste Reichtum. Denn sie ringen nicht
in mühevoller Arbeit um die Fruchtbarkeit und den Umfang ihrer
Ländereien. Sie verlangen vom Boden nur, daß er die Getreidesaat
aufgehen läßt.“ Die
genannte Untersuchung fährt nach diesem Tacitus-Zitat fort: „Eine
Abneigung der Germanen gegen mühsame Feldarbeit beschreibt auch
Caesar in seinem De bello Gallico. Er meint, daß die Germanen
‚agriculturae non student‘. Sie kümmern sich nicht mit Eifer um
den Ackerbau.“ (6,
S. 32) (Die Arbeit, die diese Belege bringt, stellt die geringeren
Bemühungen der Germanen im Ackerbau noch in einen weiteren
geschichtlichen Zusammenhang, der aber hier nicht untersucht werden
soll. Er braucht auch für die Zwecke des vorliegenden Aufsatzes gar
nicht einmal für gültig angesehen werden [6].)
„Das Dogma in sechs Worten.“
Es
soll hier noch darauf hingewiesen werden, daß Mathilde Ludendorff in
dem oben angeführten Aufsatz „das
Dogma in sechs Worten“ - nämlich jenes: „Aus
dem Osten kam das Licht“ - nur insoweit zu widerlegen versuchte, wie dies zu ihrer Zeit sachlich
geboten erschien. Sie ging dabei keinen einzigen Schritt über die
ihr vorliegenden sachlichen Grundlagen hinaus. So hat sowohl Mathilde Ludendorff wie
auch Erich Ludendorff geurteilt, wie das weiter unten noch gezeigt werden
soll.
Wenn
heute aufgrund von tausenden von naturwissenschaftlichen C-14- und
anderen Datierungen von Siedlungsfunden und -befunden rund um die
ganze Welt festgestellt ist, daß die Stämme und Völker des
Vorderen Orient 5000 Jahre früher als die Stämme der norddeutschen
Tiefebene und Skandinaviens zur Seßhaftigkeit und zum Ackerbau
übergegangen sind und 9000 Jahre früher als die Völker Nordeuropas
Städte gegründet haben, dann sind damit Tatsachen
genannt, die als heutiger Stand der Wissenschaft eine Deutung finden müssen. Dafür ist es sinnvoll, sich zunächst von diesen
Zeiträumen (5000 und 9000 Jahre) so gut es möglich ist, eine Vorstellung zu machen. Eine solche Vorstellung kann letztlich nur an ein Staunen über diese langen Zeiträume grenzen. Ein
Staunen auch, aus dem heraus sich dann noch eine ganze Menge weiterer
Folgerungen hinsichtlich unseres Geschichtsbildes ergeben,
Folgerungen, deren Bedeutung sich die meisten Historiker und
Archäologen selbst bis heute noch nicht bewußt gemacht zu haben
scheinen. Das scheint auch der Grund zu sein, warum ihre Kenntnisse
bisher so wenig innerhalb von „politisch konservativen“
oder „völkischen“ Kreisen Eingang gefunden haben und zum Nach- und Durchdenken angeregt haben.
Auch der Autor Helmut Schröcke ist in seiner sehr beachtenswerten Studie
„Germanen - Slawen. Vor- und Frühgeschichte des ostgermanischen
Raumes“ (7) ganz selbstverständlich von dem genannten heutigen archäologischen
Forschungsstand ausgegangen. Welche
Revolutionierung eines sogenannten traditionellen „völkischen“
Geschichtsbildes in diesem Forschungsstand enthalten ist,
hat allerdings auch er leider nicht ausreichend herausgestellt. Es ist hier Gelegenheit, sich klar zu machen, daß ohne „Staunen“, ohne die
Bereitschaft zu Ergriffenheit gegenüber einem, wenn
auch zu Anfang recht „fremden“, „fremdartigen“
Tatsachen-Bestand die Gefahr besteht, sich in der Folgezeit wieder in die
Widersprüche längst vergangener Weltbilder (oder jeglicher Abart
para-wissenschaftlichen Unsinns) zu verheddern. Es gibt deshalb keinen Grund, sich zu sehr über den
„parawissenschaftlichen“ Unsinn aufzuregen, wohl aber, sich tief - und ohne jede weiteren Zweckgedanken - hineinzuknien in den
reichen Wissensstand unserer Zeit.
Jedenfalls kann man es für bemerkenswert halten, daß sich Mathilde
Ludendorff auch heute noch ihrer Versuche der Widerlegung des „Dogmas
in sechs Worten“ in ihrem Aufsatz „Aus dem Orient kam das Licht“ nicht zu
schämen hat. Sie ging in ihren Ausführungen nämlich nie weiter, als
der Stand des Wissens ihrer Zeit dies zuließ. - Im weiteren soll aber auch noch Erich
Ludendorff zu diesen Fragen behandelt werden. Es mag nämlich erstaunlich sein, daß man selbst bei ihm klare und sachgerechte Ausführungen zu der Thematik
des vorliegenden Aufsatzes finden kann.
Erich Ludendorff im „Kirchenkampf“ (1935)
Einige Erläuterungen vorweg: Im Jahr 1935 fühlte sich die
katholische Kirche in Deutschland - nach wenigstens zwei Jahren
„schwärzester pfäffischer Reaktion“ (Erich Ludendorff) - durch
eine völlige Wende in der offiziellen Politik und in der religiösen
Stimmung des deutschen Volkes sehr plötzlich - in fast jeder
Hinsicht - sehr arg in die Enge gedrängt. Die sogenannte
„Kirchenkampf“-Situation während des Dritten Reiches stand in
ihrer Schärfe dem „Kulturkampf“ Bismarcks gegen die katholische
Kirche 60 Jahr zuvor in keiner Weise nach. Wer ist sich dessen
eigentlich heute noch bewußt? Dieser „Kirchenkampf“ von 1933 bis
1945 ist auch, soweit absehbar aus nichtchristlicher Sicht bisher
noch nicht einmal in Ansätzen aufgearbeitet worden, während die
christlichen Kirchen - natürlich gänzlich aus ihrer eigenen Sicht
und Bewertung - eine Fülle von Material und Schrifttum hierzu zur
Veröffentlichung ausgewählt haben.
In
ganz energischen Stellungnahmen ging damals die katholische Kirche
(wie auch die „bekennende“ evangelische Kirche Martin Niemöllers)
gegen das sich ausbreitende „Neuheidentum“ innerhalb und
außerhalb der nationalsozialistischen deutschen Arbeiter-Partei vor.
Dabei wurde, um zum Sieg zu kommen, jede nur denkbare Argumentation
dankbar entgegengenommen und ins Feld geführt.
In
der Zeitschrift „Am Heiligen Quell Deutscher Kraft“ wies General
Ludendorff regelmäßig und kraftvoll jede nur denkbare katholische
Argumentation auf diesem Gebiet beharrlich zurück. Hier ging es auch zum Beispiel um die Frage, ob der Hexenglaube des Mittelalters und die mit ihm einhergehende Frauenverachtung mehr christlichen oder mehr heidnischen Ursprungs wäre. Damit wird schon sichtbar, auf welchen Gebieten sich die katholische
Kirche damals zu verteidigen veranlaßt gesehen hatte.
Im
Dritten Reich war mit dem 1. Mai als „Tag der Arbeit“ ein neuer
Feiertag eingeführt worden. Der katholischen Kirche, die sich der
Bedeutung von Festen und Feiern ja durch ihre ganze Geschichte hindurch immer stark bewußt gewesen ist, mußte sich natürlich auch hierüber ihre Gedanken machen. Es mußte ihr daran gelegen sein, diesen
neuem Feiertag, der vom Ansatz her - wie so vieles
damals - zunächst ganz unchristlich motiviert war, in der gewohnten Weise (wie
alle anderen älteren heidnischen Feste) eine christliche Deutung zu geben.
Der „Tag der Arbeit“ und die katholische Kirche (1935)
In
Folge 5 vom 5. Juni 1935 entgegnete Erich Ludendorff auf solche Versuche in der katholischen Presse (S. 189f):
„Die römische Presse in Deutschland ist bekanntlich Meister darin,
alles so zurechtzustutzen, wie es für Papst und Christenlehre
vorteilhaft ist. Deutsche, die die Bibel nicht kennen, arbeiten ihr
Hand in Hand, was natürlich Rom freudig begrüßt. Wir lesen in der“
(katholischen)
„‚Märkischen Volkszeitung’ vom 1. 5. 35 in ‚Vom Ethos der
Arbeit’:
‚Wir
freuen uns sehr, gerade am heutigen Tage feststellen zu können, daß
die Tatsache Anerkennung gefunden hat, daß das Christentum den
sittlichen Wert der Arbeit, auch der körperlichen Arbeit, im
Gegensatz zur vorausgegangenen Zeit betont und verteidigt hat. Die
>Märkische Volkszeitung< hat am 6. April d. J. in Nr. 97 in
zustimmender Weise aus dem >Handbuch für den Beamten im
nationalsozialistischen Staat< die Schrift von Professor Dr. Laum
>Deutsche Wirtschaftsgeschichte< zitiert. Wir wiederholen heute
aus dieser Broschüre folgende Sätze: >Nichts zeigt deutlicher
als diese Verknüpfung (des Ora et labora), wie hoch die körperliche
Arbeit gewertet wurde. Griechen und Römer verachteten die
Handarbeit. Nicht anders der freie Germane der Vorzeit. Durch das
Christentum wird sie wieder geadelt. Jesus und seine Jünger stammen
aus handwerklichem Milieu. Sie verkünden den sittlichen Wert der
Arbeit. (...) Kein Zweifel - fährt Laum fort -, daß wir
Arbeitsehre und Arbeitsordnung dem Christentum verdanken, daß das
Arbeitsethos des deutschen Menschen in seinem Ursprung christlich
ist.<‘“
Ludendorff
fährt nach diesem Zitat fort: „Wir
glauben gern, daß die ‚Märkische Volkszeitung’ mit solchen
Auffassungen sehr einverstanden ist. Allerdings sind wir Heiden über
den christlichen ‚Ethos der Arbeit’ recht anderer Ansicht, ganz
abgesehen davon, daß die Ahnen, die freien Germanen der Vorzeit,
Ackerbauern waren und sich durch Arbeit Lebensunterhalt
verschafften.“ An
Bibelzitaten weist General Ludendorff dann ganz richtig nach:
„In der heiligen Schrift der Juden und Christen ist die Arbeit kein
Ethos!“
Diese - typischerweise sehr widersprüchlichen - Bibelzitate, die Erich Ludendorff bringt, sollen an dieser Stelle nicht alle aufgeführt werden. Arbeit gilt in ihnen unter anderem als Strafe für den Sündenfall. Das ist katholische Auffassung. Im Protestantismus kann im Gegensatz dazu der Mensch nicht durch „gute Werke“ das Seelenheil erringen. Hier ist ein gewaltiger Schritt vorwärts, weg vom Lohn- und Strafdenken getan, wie dies auch Mathilde Ludendorff in ihrem grundlegenden philosophischen Werk „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ anerkannt hat (8, S. 238f). Erich Ludendorff sagt also nicht: Im Christentum ist die Arbeit kein Ethos. Vielmehr sagt er: „Daß im übrigen die Priester Arbeit gern sehen, ist ganz selbstverständlich. Sie leben von dieser Arbeit.“ Natürlich war das auch Polemik.
Diese - typischerweise sehr widersprüchlichen - Bibelzitate, die Erich Ludendorff bringt, sollen an dieser Stelle nicht alle aufgeführt werden. Arbeit gilt in ihnen unter anderem als Strafe für den Sündenfall. Das ist katholische Auffassung. Im Protestantismus kann im Gegensatz dazu der Mensch nicht durch „gute Werke“ das Seelenheil erringen. Hier ist ein gewaltiger Schritt vorwärts, weg vom Lohn- und Strafdenken getan, wie dies auch Mathilde Ludendorff in ihrem grundlegenden philosophischen Werk „Triumph des Unsterblichkeitwillens“ anerkannt hat (8, S. 238f). Erich Ludendorff sagt also nicht: Im Christentum ist die Arbeit kein Ethos. Vielmehr sagt er: „Daß im übrigen die Priester Arbeit gern sehen, ist ganz selbstverständlich. Sie leben von dieser Arbeit.“ Natürlich war das auch Polemik.
Gerade
weil in der Bibel die Arbeit kein Ethos ist, hatten ja auch
Benediktus, Augustinus und so viele andere Kirchenführer zu Anfang
so viel Mühe, ihre Mönche zu dem erst sich in ihrer Zeit und durch
sie sich herausbildenden „mönchischen Arbeitsethos“ des
Abendlandes zu bewegen. Es entstand damals etwas völlig Neues und
Einzigartiges in der Menschheitsgeschichte. Mit dieser Tatsache setzen sich die Aussagen Erich Ludendorffs nicht in Widerspruch. Auch
von Mönchstum steht ja nichts in der Bibel. Dieses „christliche
Arbeitsethos“ ist also entstanden in der Auseinandersetzung des
griechischen und des römischen Volkes, sowie der in den
Mittelmeerraum zugewanderten germanischen Völker mit
vorderasiatisch-orientalischen Glaubenslehren.
Erich Ludendorff über die „auf Bärenfellen faulenzenden Germanen“
Auch Erich Ludendorff weist in seiner Widerlegung nur darauf hin, daß
die Germanen so viel arbeiteten, wie zu ihrem Lebensunterhalt - in
einem bäuerlichen Volk mit geringer Siedlungsdichte - notwendig war.
Er sagt nicht, daß sie sehr viel darüber hinaus taten. Sondern in
einem zwei Jahre später niedergelegten Beitrag weist er sogar ganz ausdrücklich auf diesbezügliche Schwächen
bei den Germanen hin. Er schreibt dies in einer Zeit, in der man
gerade begann, durch die Betonung von Schwächen der
heidnisch-germanischen Mentalität (die bei Bevölkerungswachstum
fast zwangsläufig
zu Imperialismus führen muß), das deutsche Volk in einen neuen Krieg und damit - nach der Meinung Ludendorffs - in den Untergang zu
führen. (Stichwort: „Volk ohne Raum“ und anderes.) Zwei
Vorbemerkungen sind zu dem folgenden Ludendorff- Zitat notwendig:
1.
Wenn in ihm von „deutschem“ Lebenswillen im 4. und 5. Jahrhundert
die Rede ist, so nur, um damit die Parallelen zu den
Zeitverhältnissen der 1930er Jahre klarer herauszustellen. Im 4. und
5. Jahrhundert gab es natürlich nur germanische Stämme. Der Begriff
„deutsch“ und das mit ihm werdende „deutsche Volk“ entstand,
wie ja klar festgestellt ist, im 9. Jahrhundert.
2.
Es ist darauf hinzuweisen, daß wenn General Ludendorff von
„Rasseerbgut“ schreibt, er damit jenes Phänomen meint, das
Mathilde Ludendorff in ihren philosophischen Werken die „Volksseele“
genannt hat. Mit diesem Phänomen „Volksseele“ darf man es sich nicht zu einfach machen. Ihr Dasein und ihre Überlebensgesetze können aus Sicht der modernen Altruismus-Forschung recht genau charakterisiert und neu durchdacht werden (etwa anhand der "gruppenevolutionären Strategien" des Kevin MacDonald).
Jedenfalls schreibt Erich Ludendorff in der Quell-Folge vom 20. April 1937,
wenige Monate vor seinem Tod öffentlich, wovor er den Staatsführer
des Dritten Reiches Adolf Hitler im persönlichen Gespräch am 30. März (also nur
ein paar Tage zuvor) vertraulich gewarnt hatte (vgl. den 3. Band
seiner Lebenserinnerungen) - nämlich vor Imperialismus mit
deutschen Truppen bis vor die Tore Indiens (9, S. 49):
„...
Wieder trieb in der sogenannten Völkerwanderung im 4. und 5.
Jahrhundert deutscher“ (lies:
germanischer) „Lebenswille,
wieder gepaart mit den Eigenheiten unseres Rasseerbgutes, auch
gepaart mit dem Wunsche, Lebensbedingungen zu entgehen, die den
Stammesgeschwistern dem Rasseerbgut“ (lies:
der Volksseele) „widersprechende,
mühsame Arbeit für des Lebens Unterhalt auferlegte, Stämme aus der
nordischen Heimat. Sie drangen - wieder über die russischen
Steppen und auf anderen Wegen - in die Balkaninsel, nach Italien,
weiter nach Gallien (Frankreich) und Spanien hinein, ja nach
Nordafrika vor.“ Vor solchen Wegen des Volksunterganges wollte General
Ludendorff in dem einzigen Artikel, den er in seinem ganzen Leben aus
Anlaß des Geburtstages von Adolf Hitler geschrieben hat, warnen. Er
wollte damit also genau vor jenen Gefahren warnen - oder doch
zumindest zum Nachdenken über dieselben auffordern -, von denen er
wußte, daß sie von dem Mann und der Bewegung ausgingen, zu deren
öffentlicher Ehrung alle Publikationsorgane während des Dritten
Reiches aufgefordert waren, Artikel erscheinen zu lassen. Diese
Warnung konnte unter Diktatur, Zensur und Geisteszwang nur in jener
angeführten Art „zurückhaltender Offenheit“ geschehen, mit der
sich General Ludendorff in jener Zeit über die ihm wesentlichsten
Themen äußerte.
Es
ist also nicht anders denkbar: Erich Ludendorff kannte seinen
Tacitus und nahm ihn
wörtlich. (Siehe oben angeführtes Tacitus-Zitat.) Gerade weil
„mühsame Arbeit“ der Mentalität der heidnischen Völker, der Griechen, Römer und Germanen so widersprach, hatten ja auch
Augustinus und Benediktinus so viel Mühe, ihr Arbeitsethos in den
Klöstern durchzusetzen. Anfangs wollte man dort so leben, wie dies
in den gebildeten Schichten der damaligen Zeit im Mittelmeer-Raum
üblich war, nämlich mit sehr viel Müßiggang und ohne Handarbeit.
- Wie es heute bezüglich des Zusammenhangs von "mühsamer Arbeit" und "Volksseele", bzw. Volkscharakter bestellt ist, darüber muß sich nun jeder Leser zunächst einmal seine eigenen Gedanken machen. Die Deutschen und die anderen Völker der Nordhalbkugel gehören heute zu den fleißigsten Arbeitern des Weltkapitals. Ob sie aber ihre Arbeitskraft ausreichend in den Dienst der Volkserhaltung stellen, darf dahin gestellt bleiben. Hier wird sicher jeder Deutsche immer wieder einmal Anlaß haben, mit sich selbst sehr ernst zu Gericht zu gehen. Und zum Nachdenken darüber wollte auch Erich Ludendorff anregen.
Im
weiteren Verlauf seiner Abhandlung weist er dann auf
die Vernichtung der jeweiligen - unter anderem wegen ihrer
Arbeitsunlust - ausgewanderten germanischen Völker hin. Dieser
jeweiligen Vernichtung wird die Aufbauarbeit und der Abwehrkampf der
Deutschen in ihrer Heimat in der Auseinandersetzung mit
vorderasiatischem Geistesgut, wie sie sich bis zum Jahr 1937 gezeigt
hatten, gegenübergestellt (9).
Untergang des gotischen Volkes
Den
völlig gleichen Gedankengang hat Hermin Leupold nach dem Tod Werner
Preisingers in der von diesem begründeten Zeitschrift „Die
Deutsche Volkshochschule“ herausgestellt, als hier auf einer
Tagung (des Vereins dieser Zeitschrift) Kulturäußerungen und
Lebensgeschichte des Volkes der Goten behandelt worden waren (10,
11). Hier waren die klaren und eindeutigen Ausführungen Mathilde
Ludendorffs zu der Thematik des vorliegenden Aufsatzes wiedergegeben
worden (11, S. 21- 23; 12, S. 224-227).
Abschließend
seien noch einmal die in „Wurzelt unsere Zeit in der
vormittelalterlichen Welt?“ angeführten Tacitus-Stellen im
Wortlaut gebracht. Im 14. und 15. Abschnitt der „Germania“ heißt
es:
„Und nicht so
leicht könnte man einen Germanen dazu bringen, das Feld zu bestellen
und die Ernte abzuwarten, als den Feind herauszufordern und sich
Wunden zu holen; es gilt sogar für träge und schlaff, sich mit
Schweiß zu erarbeiten, was man mit Blut erringen kann.
Wenn
sie nicht zu Felde ziehen, verbringen sie viel Zeit mit Jagen, mehr
noch mit Nichtstun, dem Schlafen und Essen ergeben. Gerade die
Tapfersten und Kriegslustigsten rühren sich nicht. Die Sorge für
Haus, Hof und Feld bleibt den Frauen, den alten Leuten und allen
Schwachen im Hauswesen überlassen; sie selber faulenzen. Ein
seltsamer Widerspruch ihres Wesens: dieselben Menschen lieben so sehr
das Nichtstun und hassen zugleich die Ruhe.“
Und
im 4. Abschnitt heißt es: „Für
Strapazen und Mühen bringen sie nicht dieselben Ausdauer auf, und am
wenigsten ertragen sie Durst und Hitze; wohl aber sind sie durch
Klima oder Bodenbeschaffenheit gegen Kälte und Hunger abgehärtet.“
Die
mangelnde Disziplin der Germanen im Gemeinwesen wie im militärischen
Bereich kann wohl ebenfalls auf die gleiche Wurzel wie ihre mangelnde
Arbeitsdisziplin zurückgeführt werden. So heißt es etwa über ihre
Volksversammlungen im 11. Abschnitt (13): „Ihre
Ungebundenheit hat eine üble Folge: sie finden sich nie gleichzeitig
und nicht wie auf Befehl zur Versammlung ein; vielmehr gehen über
dem Säumen der Eintreffenden zwei oder drei Tage verloren.“
Wie "mühsame Arbeit" in Bezug auf Volks- und Gotterhaltung weiter vorangetrieben werden kann, darüber sollte mit großem Nachdruck nachgedacht werden in den Völkern der Nordhalbkugel in der großen Lebenskrise, in der sie heute stehen.
Erich Meinecke
_____________________________________
/ hier eingestellt am 27.6.17 in überarbeiteter Form;
erschien zuerst in MuM, 9.12.2001 /
_____________________________________________________
Schrifttum:
-
Meinecke, Erich: Wurzelt unsere Zeit in der vormittelalterlichen Welt? Eine Betrachtung und Besinnung. In: Mensch und Maß, Folge 14, 23. 7. 2000, S. 625-638, auch auf: Lulu.com, Sept. 2011
- Weiß, Anne: Leserbrief zu "Wurzelt unsere Zeit in der vormittelalterlichen Welt?" Erich und Mathilde Ludendorff über die Arbeitsethik der heidnisch-germanischen Vorfahren. In: Mensch & Maß, Folge 16, 23.8.2000, S. 766-768
-
Ludendorff, Mathilde: „Aus dem Orient kam das Licht“. In: Der Quell, Folge 22, 23. 11. 1955, S. 1017-1023
-
Meinecke, Erich: Ein freuriger, germanischer Fürst stoppt das römische Weltreich. Die Varusschlacht des Jahres 9. (2. Teil) In: Mensch und Maß, Folge 17, 9. 9. 2000
-
Perl, Gerhard: Interpretationen der Germania des Tacitus mit Hilfe römischer Denkmäler. In: Das Altertum, Vol. 39/1993, S. 99-116
-
Braasch, Dieter: Pharaonen und Sumerer - Megalithiker aus dem Norden. Hinweise aus Biologie und Technik zum Ursprung früher Hochkulturen. Grabert-Verlag, Tübingen 1997
-
Schröcke, Helmut: Germanen - Slawen. Vor- und Frühgeschichte des ostgermanischen Raumes. Verlag für ganzheitliche Forschung und Kultur. Viöl (2. Aufl.) 1999
-
Ludendorff, Mathilde: Triumph des Unsterblichkeitwillens. Verlag Hohe Warte, Franz von Bebenburg, Pähl 1959
-
Ludendorff, Erich: Deutscher Lebenswille in der Weltgeschichte. Eine Betrachtung zum 20. April 1937 In: Am Heiligen Quell Deutscher Kraft. Folge 2, 20. 4. 1937, S. 49-53
-
ohne Verfasser: Herbsttagung der Deutschen Volkshochschule. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 53, Januar 1988, S. 20-22
-
ohne Verfasser: Nachtrag zu Geschichte, Kultur und Weltanschauung der Goten. In: Die Deutsche Volkshochschule, Folge 55, Mai 1988, S. 18-23
-
Ludendorff, Mathilde: Die Volksseele und ihre Machtgestalter. Eine Philosophie der Geschichte. Verlag Hohe Warte, Franz von Bebenburg, Pähl 1955
-
Tacitus, P. Cornelius: Germania. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt, erläutert und mit einem Nachwort herausgegeben von Manfred Fuhrmann. Reclam-Verlag, Stuttgart 1985
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen