Donnerstag, 31. Januar 2008

Die Natur als Künstlerin

"Making things special"

"Making things special", das "Herausstellen von Dingen als etwas Besonderes" gilt unter Kunstwissenschaftlern und Evolutionären Anthropologen als eine weithin akzeptierte Definition menschlicher, künstlerischer Tätigkeit, eine Definition, mit der auch eingeschworene Materialisten und Leugner alles Göttlichen leben können. (Diese Definition stammt - wenn wir uns nicht völlig täuschen - von Ellen Dissanayake [siehe auch St. gen.].)

Aber die Natur selbst stellt in allerhand Erscheinungen Dinge als etwas sehr "Besonderes" heraus.










Sonnenaufgang in Kassel - Januar 2008

Oder ist es wirklich nur unser menschliches Auge (- wieder etwas von der Natur Geschaffenes), das bestimmte Dinge in der Natur als "besonders", als bemerkenswerter erscheinen läßt als sie vielleicht tatsächlich sind? Dafür gibt es natürlich schon manche Hinweise. Sehen wir doch manche Schönheit nicht, die etwa Bienen sehen können, weil sie ultraviolettes Licht sehen können.

Warum empfinden wir Sonnenaufgänge und -untergänge als schön? Etwa weil dort, wo es schöne Sonnenauf- und -untergänge gibt, die Überlebensbedingungen besonders gut sind, wie man es als Evolutionärer Anthropologe nach der weithin akzeptierten "Savannen-Hypothese" vermuten könnte? - Aber das ist wenig plausibel! Denn der Autor dieser Zeilen hat den schönsten Sonnenaufgang seines Lebens einmal in einem einwöchigen Winterbiwak bei der Bundeswehr auf 1800 Meter Höhe in den Bayerischen Alpen erlebt, als er morgens aus der am Abend zuvor fachgerecht erbauten Zwei-Mann-Schneehöhle herauskrabbelte. Ein einziges Farbenmeer, eine Farbensymphonie, wie man sie zuvor und danach nie wieder erlebt hat.

Auch die Schönheit, die die Unterwasser-Fotographie uns nahe bringen kann, macht deutlich, dass es nicht nur das menschliche Auge ist, das uns Dinge in der Natur schön erscheinen lässt, dass also die Schönheit nicht nur im Auge des Betrachters liegt.

Sonnenaufgang in Kassel - Januar 2008
Also ist Schönheit ein Grundzug der Natur selbst? Im Grunde kann auch der krasseste Materialist einer solchen Schlussfolgerung kaum ausweichen. Vermutlich gibt es auch nur wenige Materialisten, die die offensichtliche und nur für sich selbst bestehende Schönheit in der Natur leugnen werden. Wissen sie, wissen wir, woher diese Schönheit kommt? Müssen wir diesen Grundzug des Universums, allerorten Schönheit aufzuweisen, nicht mit hinein nehmen in unsere Formeln zum Anthropischen Prinzip?

/Ursprünglich hier veröffentlicht, 
für die Neuveröffentlichung auf 
diesem Blog im Oktober 2016 
textlich überarbeitet./

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